Montag, 25. Oktober 2010

Unterwegs in der Oberpfalz

Bedeutendster Kirchenbau des süddeutschen Barock

Die Kirche des Prämonstratenserklosters Speinshart in der Oberpfalz (Landkreis Neustadt am Kulm) ist das wahrscheinlich bedeutendste Sakralbauwerk des süddeutschen Barock. Der reiche Stukkaturenschmuck von Carlo Domenico Lucese ist nicht, wie sonstige einheimische Stuckarbeiten in Gips ausgeführt, sondern aus Sand und Kalk geformt und mit Kalk überzogen worden. Einen weiteren besonderen Schmuck der Kirche bilden die originellen und reich verzierten Wangen der Betstühle, die in gedeckten Farben gut mit der farblichen Ausgestaltung des Hauptschiffes harmonieren.

Geburtshaus Theresia Neumann, Konnersreuth

Die Stigmatisierte von Konnersreuth - Das umstrittene Seligsprechungsverfahren der Therese Neumann - Schon die Geburt der Schneiderstochter Therese Neumann aus Konnersreuth in der Oberpfalz (Landkreis Tirschenreut) ist von Mythen umgeben: Sie soll 1898 an einem Karfreitag geboren worden sein. Als Dienstmagd bei einem Bauern verunglückte sie schwer bei einem Brand und soll, erblindet und gelähmt, sieben Jahre von 1918 bis 1925 ans Bett gefesselt gewesen sein. Schon als Kind war sie eine große Verehrerin ihrer normannischen Namensvetterin gewesen, Therese von Lisieux. Das Beten zu dieser Therese sei erhört worden, sagte Neumann später, und so sei das Wunder ihrer Gesundung zu erklären, das genau am Jahrestag der Heiligsprechung der Therese von Lisieux geschehen sein soll. Und, nicht genug der Wunder, traten bald darauf an den Karfreitagen bei ihr blutende Wunden an Händen und Füßen auf. Erstmals in der Nacht zum Karfreitag des Jahres 1926. Neben dieser bis an ihr Lebensende 1962 sich wiederholenden Stigmatisierung erlebt sie auch immer wieder in ekstatischen Visionen Szenen aus der Bibel und de Heiligenlegenden. Die Schar ihrer Anhänger und Verehrer, die auch an die wundertätige Kraft der Therese Neumann glauben, ist Legion. Nach mehr als 40.000 Bittgesuchen aus aller Welt hat der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller nach Jahren der Vorbereitung nun das Seligsprechungsverfahren eingeleitet. Was zu einem erneuten heftigen Aufflammen des Streits um die Wunderkraft der "Resl", wie sie im Volksmund heißt, hervorgerufen hat.

Denn während sie für ihre Verehrer schon längst eine Heilige ist, ist sie für die Kritiker des Kults um sie, auch auf liberalerer Seite der katholischen Kirche, eher ein Forschungsfall für Psychologen und Psychiater In der Gemeinde Konnersreuth ist man auf eine Ausweitung des Kults um Resl gut vorbereitet. Ab Mai ist dann das Geburtshaus von Therese Neumann, vor dem ein Brunnen steht mit der Statue der Therese von Lisieux, täglich für interessierte Besucher geöffnet. Denn rund 50.000 Besucher zählt der 2.000-Seelen-Ort im Jahr. Mit steigender Tendenz.

Jüdischer Friedhof in Floß, Oberpfalz

Floß ist ein Markt im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab und kann auf eine mehr als 1000jährige Geschichte zurückblicken. Jüdischer Friedhof, in Benutzung mindestens seit 1692 (ältester entzifferbarer Grabstein). Obwohl das KZ Flossenbürg in der Nähe lag, wurde eigenartigerweise dieser Friedhof nicht wie so viele andere in der Zeit des Nationalsozialismus geschändet. Wie der Ausdruck "Haus der Ewigkeit" schon andeutet, ist ein jüdisches Grab für die Ewigkeit gedacht. Er wird nicht eingeebnet und der Stein bleibt bestehen. Bei Platzmangel legt man eine Schicht Erde über ein Grab und bestattet einen Toten über dem anderen. Dies hängt mit dem jüdischen Glauben an die Auferstehung der Toten zusammen. Da die Toten nicht mit gärenden, säuernden oder sonstigen Nebenprodukten der Zersetzung verunreinigt werden sollen, verzichtet man auf Blumenschmuck, statt dessen werden kleine Steine auf die Grabplatten gelegt. Die Gräber lässt man mit Efeu und Gras überwachsen. Nach dem Besuch des Friedhofes wäscht man sich die Hände, weil die Nähe der Toten kultisch unrein macht. Am Schabbat geht man nicht auf einen Friedhof. Weil im Tode alle Menschen gleich sind, finden sich bis Mitte des 18. Jahrhunderts gleichförmige Grabsteine.

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